Macht der Gewohnheit

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Zusammengefasst

 

In dieser Folge meines Videopodcasts zeige ich die beiden Seiten der „Macht der Gewohnheit“. Einerseits können die falschen Gewohnheiten gefährlich sein, andererseits ist es immens hilfreich sie durch die richtigen zu ersetzen. Und so besser Motorrad zu fahren, aber auch schwierige Situationen im Alltag besser zu meistern.

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Kurven mit dem Motorrad fahren

Das beste am Motorrad fahren sind die Kurven. Hier merkt man am deutlichsten den Unterschied zwischen Auto- und Motorradfahren: BeimEersten werde ich bewegt, beim Zweiten bewege ich mich! Und wie! Ich lege mich mit der Einheit aus Motorrad und meinem Körper in die Kurve hinein. So werden Kräfte wie Beschleunigung und Fliehkraft deutlich spürbar. Ein wunderbares Gefühl entsteht, wenn man elegant und mit einem runden Stil über die Straß gleitet.

Die Landschaft fliegt vorbei, wir spüren Wind und Wetter und genießen die besondere Art der Fortbewegung.

Bis die eine Kurve kommt, die sich zuzieht, oder doch enger ist, als wir gedacht haben. Der Moment der Wahrheit und des Erkennens! Das wird eng! 

Und jetzt schlägt die „Macht der Gewohnheit“ zu. Was macht man bei zu hoher Geschwindigkeit? Richtig: Bremsen! Es wird ein verinnerlichtes „Notfallprogramm“ abgerufen und wir greifen zur Bremse. 

Gutes Bremsen ist natürlich elementar wichtig und sollte geübt von statten gehen; Aber: Es ist in der geschilderten Situation oft nicht die beste Wahl. Moderne Motorradreifen haben einen wahnsinnigen breiten Nutzungsbereich. Schon bei geringeren Termperaturen kann man sehr große Schräglagen mit ihnen fahren. Wenn ich in einem straßenverkehrstauglichen Geschwindigkeitsfenster unterwegs bin, ist es in aller Regel viel einfacher die Maschine einfach etwas weiter in die Kurve zu legen und nicht zu bremsen.

Aber wie kann ich diese Gewohnheit ändern? Indem ich mir hundert mal sage: „Du kannst viel größere Schraglagen fahren“? Eher nicht.

Kopf drehen statt "tiefer gehen"

Bei einem Schräglagentraining habe ich selbst gelernt, dass das Mittel der Wahl nicht in einemtheoretischen „tiefer gehen“ liegt. Vielmehr geht es auch hier, wie meistens beim Motorradfahren auf öffentlichen Straßen, darum die Blickführung anzupassen.
Meine Eselsbrücke heißt: Kopf drehen (statt Bremsen)! 

In dem ich den Kopf zum Kurveninneren drehe (also Linkskurve nach Links, Rechtskurve nach Rechts) wird der von mir gefahrene Radius bei gleicher Geschwindigkeit enger, die Schräglage nimmt etwas zu und ich fahre elegant durch die Kurve. Vor allem in Rechtskurven dabei ganz wichtig: Ohne auf die Gegenfahrbahn zu gelangen.

 

Gewohnheiten verändern heißt Muster erkennen und Reaktion anpassen

Was beim Motorradfahren gilt, ist genauso im alltäglichen Leben anzuwenden. Es gilt, entsprechende Auslöser für bestimmte Reaktionen zu erkennen. Wie reagiere ich, wenn ich bspw. wenn etwas schief läuft? Die aufkommende Panik sorgt dafür, dass ich schnell etwas tun muss. Was liegt näher, als eine(n) Schuldige(n) zu suchen und auf diese Person „loszugehen“. Wenn sich dieses Verhalten in der Vergangenheit bewährt hat, wird es irgendwann zu Gewohnheit und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch abgerufen. 
Die Kunst des Selbstmanagements und vor allem der persönlichen Weiterentwicklung besteht darin, unsere eigenen Verhaltensmuster zu erkennen und zu analysieren. Sehr hilfreich sind dabei „Wenn, dann – Sätze“. Wenn XY passiert, dann reagiere ich mit Z darauf.

Sobald Sie sich über eine solche Gewohnheit klar geworden sind, finden Sie in aller Ruhe ein Verhalten, dass ohne Stress und den Druck der Situation Ihrer Meinung nach eine bessere Reaktion ist.
Entscheidend dabei ist es, dass ein klar beschreib bares Verhalten sein muss (Kopf drehen). Völlig ungeeignet sind gute Vorsätze wie „Bleib ruhig!“. 
Ein schönes Beispiel ist die alte Volksweisheit „Bis zehn zählen!“. Ob das immer die richtige Verhaltensweise ist, müssen Sie entscheiden. Aber es ist in jedem Fall ein sehr guter Anker. Wenn ich mich angegriffen fühle, zähle ich zuerst bis zehn und reagiere dann.

Übung macht den Meister, der über seine Gewohnheiten selbst entscheidet

Finden Sie Ihren eigenen Weg die Macht der Gewohnheit zu nutzen, um sich zu ändern. Beobachten Sie genau, wann Ihr inneres Gleichgewicht gestört wird und sie das, was sie gerade getan haben bereuen. Das ist ein gutes Zeicen dafür, dass Sie sich gerne anders verhalten würden, die Gewohnheit es aber nicht zugelassen hat. 
Formulieren Sie die alte Gewohnheit als „Immer wenn ich (…), dann reagiere ich mit (Ihr Verhalten).“
Jetzt passen Sie den zweiten Teil der Gewohnheit an und formulieren Sie ihn um.

Aus „Immer wenn etwas schiefgeht, suche ich nach einem Schuldigen.“ wird dann zum Beispiel: „Immer wenn etwas schiefläuft, frage ich alle Beteiligten zuerst woran es ihrer Meinung nach liegen könnte.“
Nach dem Motto „Fragen statt sagen“ erhalten Sie weitere Informationen und können dann viel besser über den nächsten Schritt entscheiden.

Jetzt müssen Sie noch mit diesem Werkzeug üben, bis sie die alten – schlechten – Gewohnheiten, durch die neuen ersetzt haben werden.

Beim Motorradfahren geht das wieder einmal sehr gut und spürbar: Fahren Sie einmal bewusst eine Tour und sagen Sie sich den Satz „Kopf drehen statt bremsen“ mehrmals vor. Am besten sogar laut vor sich hin. Wenn Sie den Helm schon aufhaben, hört es ja keiner.

Wenn die nächste, wunderbare, aber doch etwas engere Kurve kommt: „Kopf drehen!“ denken, den Schädel wenden, der Blick geht nach innen und schon bin ich durch die Kurve durch – ganz ohne hektisches Bremsen.

Viel Spaß beim Ausprobieren! Und wer kein Motorrad hat, kann das Verändern von Gewohnheiten auch bei allen anderen Gelegenheiten üben und zum Meister werden!

PS: Wenn plötzlich ein Hindernis in der Kurve steht gibt es natürlich nur eins: Bremsen! 😉

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